Kollagen gilt als wahres Wundermittel: weniger Falten, besseres Haarwachstum, gesündere Gelenke, Knochen und Muskeln. Was können Cremes, Pulver und Kapseln bei Gelenkbeschwerden?
Professor Tobias Renkawitz ist Spezialist für Hüft- und Kniearthrose an der Orthopädischen Klinik der Universität Regensburg. Viele seiner Patienten fragen nach Kollagen gegen Gelenkbeschwerden – und tatsächlich gebe es einige Studien zu Kollagen. „Man hat tatsächlich einen gewissen positiven Effekt, also eine Verbesserung der Gelenkfunktion, beobachtet und auch eine mittlere Schmerzverringerung nach Einnahme dieses Nahrungsergänzungsmittels.“ Allerdings hätten solche Effekte viele Einflussfaktoren. „Es ist also deshalb ganz schwierig, immer nur eine Situation darauf abzustellen, also diesen Zusammenhang eindeutig herauszuarbeiten“, so Renkawitz.
Kollagen empfiehlt Tobias Renkawitz seinen Patienten mit Arthrose nur in einem frühen Stadium und nur in Kombination mit anderen Maßnahmen. Von einer vorbeugenden Einnahme – also bevor krankheitsspezifische Symptome auftreten – hält er dagegen wenig. „Wissenschaftlich gesehen gibt es bislang keinen Hinweis, dass diese Idee einer Prävention tatsächlich auch funktioniert.“
Professor Renkawitz weist auf die bislang unsichere wissenschaftliche Lage in Bezug auf die Kollagenprodukte hin: „Die Basis von Kollagen sind Aminosäuren, und wir wissen schon, dass man Aminosäuren aufnehmen kann. Und die Theorie dahinter ist, dass diese Aminosäure dann auch entsprechend wieder vom eigenen Körper in Kollagen verbaut werden.“ Bewiesen sei das aber bislang nicht. „Das heißt diese einfache Idee, ich nehme etwas zu mir und es wird dann im Körper an passender Stelle eingebaut, dafür gibt es wissenschaftlich noch keinen Beleg.“
Insgesamt gibt es zur Wirkung von Kollagen nur wenige unabhängige Studien. Auch Fachgesellschaften empfehlen Kollagenprodukte daher bislang nicht.
Arthrosepatienten sollten sich von Kollagenpräparaten also nicht zu viel versprechen: Knorpelmasse wieder aufbauen oder die Knochen stärken können Kollagenprodukte laut Medizinern nicht. Um Gelenkerkrankungen zu vermeiden, helfen Bewegung und gesunde, ausgewogene Ernährung.
Quelle: SWR